Die Vorfreude auf eine gemeinsame Vereinsfahrt war groß. Schon klassisch der Zeitrahmen beginnend am Donnerstag bis Sonntag. Das Transportmittel der Wahl war dieses Mal ein Reisebus. Unsere geplante Busfahrerin Andrea sagte kurzfristig ab und wurde durch Klaus vertreten. Das eine oder andere musste der Gute mit uns ertragen. Wir sind ein recht gesangfreudiger Verein und dennoch kein Chor. Unüberhörbar.
Die Liedauswahl: nun ja es gefällt, was Spaß macht und den hatten wir. Bully hatte es schon nach einer Stunde so in Mitleidenschaft gezogen, dass er in eine Art „Wochenend-Dauer-Müdigkeits-Rausch“ verfiel. Solche Einschränkungen werden nur schwer toleriert und natürlich kümmerten wir uns um sein Wohl und holten ihn immer wieder zurück an die Oberfläche.
Ein, zwei kleinere Staus weiter, waren wir und „Mama Lauda“ am Reiseziel in Erfurt. Daniel erkannt sofort eine uns bekannte Location. Der „Zwischenstop“ aus Gotha ist ein „ASIA-Haste-noch-nicht-gesehen-gibt-aber-Getränke-Einkaufsshop“.
Das Hotel war nett und erfüllte alle Erwartungen. Meist ist das ja mehr das Lager für die Koffer. Einige schwache Geister nutzen ihre Zimmer in den Tagen auch kurz zum Schlafen…andere legen da eher weniger Wert drauf und nutzen jede Minute.
Mir bleibt es ein Rätsel wie alles Gepäck in eine 5 Liter Frauenhandtasche passen kann, aber Paula reiste wie gewohnt mit kleinem Gepäck. Respekt!
Erster Eindruck von Erfurt: Eine schöne Stadt!
Wer behauptet, auf den Fahrten wird nur getrunken, der ist auf dem Holzweg. Es wird auch gegessen. Also ging es nach kurzer Zimmerbesichtigung im Hotel zum gemeinsamen Abendessen. Zu Fuß und für alle. Das war zu früheren Zeiten schon mal anders, aber wir hatten ja nicht nur „Chorknaben“ dabei, sondern auch „austrainierte Sportler“ mit einer standfesten Kondition und eben auch Daniel, Thorsten und mich…da fehlt noch die Kategorie…sagen wir: „Menschen mit versteckten Talenten“, weder Gesang noch Kondition.
Im Altritterlichen Kellergewölbe wurde gefuttert was das Zeug hält. Das Ambiente war überragend und allein dafür hätte es sich gelohnt. Einige wurden mit Grillspießen verwöhnt. Die Dinger waren aufgestellte Langschwerter mit verschiedenen Fleisch-/Wurst-/Gemüseanteilen. Zu gewaltig für einen normal gebauten Europäer. Andere wählten dann eher traditionelle Thüringer Küche. Sehr gutes Essen! Leider unterlief Henry ein kleiner Fauxpas. Er verwechselte Erfurt und Gotha. Für die Erkenntnis, dass Knoblauchschnaps in beiden Städten gleich gruselig schmeckt, braucht es keine Beweiskette. Ob es nun daran lag oder es anderen Umständen geschuldet war: die Rohrleitung der Toilette gab den Geist auf und wir entschieden uns für Flucht.
Bewaffnet mit einem Karaoke Mikrophone ging es auf in die nächstgelegene Bar. Danke an Ike für dieses sehr laute Gimmick. Thorsten (obwohl wie schon erwähnt KEIN Chorknabe) wollte sich davon nicht mehr trennen. Zu später oder früherer Stunde (je nachdem von wo man guckt) war dann das letzte Lied gesungen und das letzte Wasserglas gelehrt, also ab, 4 Stunden ruhen.
Der Freitag begann für einige zu früh. Wenn der frühe Vogel den Wurm fängt ist mir das egal, bei uns führt frühes Aufstehen dazu, dass die Kleiderordnung leidet. Bully rannte den ganzen Tag im rosa Hasenkostüm rum. Ich will da gar nicht nach Schuldigkeit fragen, aber irgendwas muss schief gegangen sein.
Als Tagesordnungspunkt eins war eine „Historische Stadtrundfahrt mit Bimmelbahn“ angesagt. Erfurt verfestigte den Eindruck einer schönen Stadt. Begleitet wurden wir von einem Historiker. Nach einer Stunde ging es dann sogar noch für 45 Minuten zu Fuß weiter. Mitgereiste wissen jetzt was es mit „Blau machen“ und „die Kurve kratzen“ auf sich hat. Vielleicht ist das ja mal die 1 Million Euro Frage.
Daniel hatte eine klare Anforderung an das Ziel der Reise definiert: Es geht erst zurück, wenn mindestens 3 Originale Thüringer Würste vertilgt wurden. Damit muss man ja irgendwann auch anfangen. Gesagt getan. Nachgespült wurde mit lecker Eis. Bully hat das wieder müde gemacht. Den „Hasen“ zog es also auf die Wiese zur Mittagsruh.
Für andere von uns ist das KEINE OPTION. Das Wetter war traumhaft. Warm und sonnig, aber noch nicht zu intensiv.
Das änderte sich auf dem Domplatz. Da waren wir dann zum abendlichen Essen verabredet. Nach warm kommt…mir war sehr warm.
Lukas und Stefan waren mit dem 9 Euro Ticket und Bahn nachgereist und vervollständigten unsere illustre menschliche Combo.
Nur Essen und Sonnenbaden am Abend war nicht genug, also ging es auf zum Presseklub. Da wurden keine Interviews geführt, sondern zu Klängen der 80 Jahre getanzt. Stilecht traten wir als Chor und Tanzensemble auf. Einzig Daniel war aufmerksam genug und begab sich auf Spurensuche nach Floh. Der hatte am Nachmittag Tischtennis auf der Agenda. Sorgfaltspflicht pur ausgelebt, fand er den „Kleinen“ und gemeinsam wurde dann das Thema Dehydrierung nach dem Sport aufgearbeitet. Daniel kann nicht aus der Trainerrolle raus. Gut so.
Wir anderen hatten unseren verantwortungslosen Spaß im Tanzclub.
Mich eingeschlossen, zeigten dann einige ab 2 Uhr erste Müdigkeitserscheinungen und der Heimweg wurde angetreten. So „zeitig“ kann das natürlich nicht für alle gelten.
Immerhin schafften es dann alle, so leidlich zum Frühstück wieder da zu sein. Nicht jeder mit den eigenen Sachen, aber immerhin ansprechbar.
Gut gelaunt ging es nach kurzem Altstadtbesuch zur etwas abgelegen Go-Kart-Bahn und dem Grand Prix des TTV. 6km entfernt. Würde ich schreiben wir sind alle gelaufen, wäre es gelogen, glauben würde es auch keiner, also versuche ich es mit der Wahrheit: Taxi.
Die Athleten unter uns liefen wirklich die GANZE Strecke.
Floh versuchte es mit der Straßenbahn. Wie auf jeder Fahrt: Handy in der Bahn verloren. Aber dazugelernt! Gleich gemerkt und hinter gerannt, Bahn eingeholt und Handy zurückerobert. Respekt dafür, ich hätte hinterher gewunken. Die Tage an denen ich eine Straßenbahn zu Fuß einholen könnte, sind vorbei…oder es gab sie nie. Ich passe da lieber besser auf mein Zeugs auf.
Der sportliche Höhepunkt der „Große Preis von Erfurt“ im Go-Kart: je 10 Minuten Warm-Up, Qualifikation und Rennen. Wir wurden super vom dortigen Team aufgenommen. Die Einweisung war perfekt und die Organisation beachtlich.
Die Meisten von uns waren mit viel Schwung und Elan dabei. Bevor wir hier zu den Siegern kommen, will ich aber die Leistung von Martin würdigen. Er kam immer ins Ziel und hat…. halt weniger Kraftstoff verbraucht als andere. Ich fuhr nur knapp vor ihm ein. Unsere Ladys waren alle gut dabei. Paula, Nina und Stef fuhren nicht nur mir „Trabantfahrer“ davon.
Sieger wurde Stefan vor Bully und Ike. Starke Fahrleistung! Ike rannte nur noch mit der Medaille rum.
Als für die Rückfahrt kein Taxi zu bekommen war, schwante mir schlimmes. Allein der Weg zur Bahn war schon eine Herausforderung.
In Ermangelung einer Brauerei wurde diesmal abweichend eine Brennerei besucht. Im halbstündigen Vortrag erfuhren wir einiges über Verfahren und Abläufe und Prozesse. Der Anstand gebietet, dass man anschließend kostet. Wir waren anständig.
Unlösbar wurde es in der Innenstadt ein Lokal für die anstehende Nahrungsaufnahme zu finden. Eine Landeshauptstadt wie Erfurt hat am Samstagabend viele Gäste. Dank Totti hatten wir uns aber einen Tisch reserviert, denn auch Fußball war auf dem Programm.
Nicht auszumalen, wenn an dem Tag WM gewesen wäre und nicht erst zu Weihnachten, nicht auszumalen wenn es ein spannendes Match zwischen Costa Rica und Australien gewesen wäre: NEIN es war Nations League und Deutschland gegen Ungarn. Einfach Worte: was für ein Mist.
Einige merkwürdige Getränke später, wurde es am Bahnhofsplatz um uns herum belebt. Lautstark feierte sich jemand als „stolzes Dorfkind“ und andere zeigten einen Ritualstanz zu den Klängen der Gitarre eines alternden Straßenmusikers. Ja auch Erfurt hat das eine oder andere Kulturloch zu flicken.
Bully hatte sich dem längst entzogen und Nina ihn zu Bett gebracht und zugedeckt. Ich hoffe, es geht ihm inzwischen wieder besser.
Lange konnten die meisten von uns, so viel geballtes Entertainment nicht ertragen und wir zogen uns an die Hotelbar zurück. Unheiligerweise führte der 500 Meter Weg an einer Tanzbar vorbei. Zwei benutzten die falsche Straßenseite und schwups wurden sie eingesogen. Die Kondition von Ralf und Lukas ist einzigartig.
Die Heimreise verlief störungs- und staufrei. Dank der Lenkzeitenregelung für Klaus hatten wir eine gute Pause und konnten entstandene Versorgungslücken schnell schließen. Die Chormitglieder waren alle wieder am Start und so verfolg die Zeit.
Zu Hause angekommen und rückblickend bleibt an der Stelle einmal wieder Dank an Ike zu sagen. Auch wenn naturgemäß Erinnerungen verblassen werden, sind es diese gemeinsamen Erlebnisse die mein Leben bereichern.
Wir werden wieder reisen, zusammen singen, feiern und wir werden wieder gemeinsam Abenteuer erleben. Mein Rat: macht euch bereit für das nächste Kapitel.
A.N.