Einheit auf „Tour nach Frankreich“
Es ist eine schöne Erfahrung mit Sportfreunden aus unserem Verein einen kleinen Urlaubstrip zu unternehmen. Durch Yann, unserem französischen Importstar, und Ike wurde eine Tour Richtung Vogesen auf die Beine gestellt. Schon vorab: Danke für Euren Einsatz und Glückwunsch zu Eurem Organisationstalent!
Am Donnerstag war Abflug Richtung Basel. Von dort sollte es mit Leihwagen weiter zu Yann`s Heimatort „Rue de Mosel“ gehen. Wäre es nicht mitten in der Nacht losgegangen, wäre mir vielleicht auch nicht aufgefallen, dass der I-Pod von Marci-Boy in der Nacht fluoresziert. Die Farbe fand ich verwunderlich und nach kurzem ist Marci dann zum „Gay-Lord“ mutiert. Dies zog sich dann fort und es war zu beobachten, wie sich nach und nach eine neue Form der Sprache herausbildete. Scheint aber auf unseren Fahrten immer ein wenig der Fall zu sein. Es sei an Zeiten von „Superbrugsen“ und „Udsprinng is vorbut“ erinnert.
Der Flug verlief ruhig und ohne Störungen….mal abgesehen von unserem Bänker. Der war beim Glückslos-Rubbeln der Meinung, den Jackpot knacken zu müssen. Als er dann dreimal hintereinander gewonnen hatte, waren wir auch schon im Landeanflug.
Der Fahrzeugverleih dauert etwas länger aber dafür waren die Fahrzeuge dann fehlerfrei. Leider war unseres etwas zu klein geraten. Man könnte auch sagen: soviel Nähe zu Renè und Böhmi war grenzwertig und zählt schon fast als kuscheln auf der Rücksitzbank.
Frankreich ist einfach schön. Die besondere Gastfreundschaft hat Moppi dann gleich mal getestet, als er im ersten Supermarkt gleich einen Einkaufswagen auf Lebenszeit auslieh. Wahrscheinlich bekommt dieser in Waldstadt einen Ehrenplatz und wird bei einigen Punktspielen als Transportesel dienen.
Am Hotel angekommen empfing uns unser Gastgeber Yann. Die teilweise gebuchten Doppelzimmer führten zu wilden Spekualtionen. Moppi und Rene hatten ein Doppel-Bett von der Größe einer Hutschachtel. Ganz sicher sind die beiden sich auf diese Fahrt näher gekommen. Leider war nicht soviel aus den beiden rauszubekommen, aber als die Tour zu Ende ging, haben sie wohl ihre „Beziehung“ sofort wieder beendet.
Ike und mich hat es zu den Eltern von Yann verschlagen. Nach meiner Meinung hatten wir damit die beste Unterkunft, die man in Frankreich finden kann. Der herzliche Empfang war der Beginn von tollen Tagen!
Nachdem wir unsere Sachen in unsere jeweiligen Quartiere gebracht hatten, ging es los zu einem geplanten „kleine Spaziergang“ in den Vogesen. Hier sollte man als normal gebildeter Europäer hellhörig werden. Aber denkste. Die Eltern von Yann und seine Schwester wollten uns auf diesem „kleinen Spaziergang“ begleiten. Auch das die drei sich in komplette Outdor-Bergausrüstung kleideten, führte bei uns nicht zu weiteren Fragen…warum eigentlich nicht?
Einziger Hinweis von Yann…ist oben…kann kalt werden. Ich natürlich typisch deutsch: ja klar, Baby…geh voran, wir Teutonen frieren nie und spazieren gehen ist für Mutti`s. Geh mal vor, wir sind Sportler und das klappt schon. Naja…manchmal sollte ich daran denken, dass Yann unsere Sprache nicht völlig pefekt beherrscht. Klein…ist nicht mein klein…und Spaziergang…naja wie soll ich formulieren…wenn es links ein paar hundert Meter steil bergab geht…und rechts eine Bergwand steil bergauf geht…dazu noch Sicherung etwas für Weicheier ist …hm…Spaziergang…klein…naja…gilt da eben nicht so. Es war dann eine wirklich tolle und faszinierende Bergwanderung, an die ich und sicher auch die anderen noch denken werden. Einige schöne Fotos konnten nebenbei auch gemacht werden. Als die Zeit dann immer weiter voranschritt, wurde zum großen Endspurt auf den Gipfel geblasen. Moppi, Rene, Marci The Gay-Lord, Yann und ich immer voran. Nach einiger Zeit war Moppi physisch am Ende und ging es dann etwas ruhiger an. Als die Baumgrenze überwunden, war kam das Ziel in Sicht. Leider Leider Leider mit einer verlockenden Abkürzung. Yann war zwischenzeitlich zu den anderen zurückgegangen. Unserem Schulwissen folgend: die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade….ging es ab über den Koppelzaum und den direktem Weg auf zur Baude. Das war kein guter Plan. Die so unscheinbar wirkende grasüberwucherte Senke, durch die wir nur noch durch mussten, stellte sich als feuchte Falle heraus. Da es sich um ein Naturschutzgebiet handelt, war es wohl gerecht, dass sich die Natur sich gegen uns wendete. Alle drei kamen wir naß bis zu den Knien (komplett naß) in der Baude an. Ja ein feuchter Schuh am Abend macht einen schlanken Fuß und bringt dir jede Menge Lacher auf deine Seite.
Abendessen (fast) in Wolkenhöhe war der Genuss schlecht hin. Wie Gott in Frankreich hörte man in diesen Tagen häufiger aus unserem Mund. Ich glaube, da ist auch etwas dran! Allein die Vorspeise sollte normalerweise ausreichen…aber 4 Gänge…alle lecker…Rene hat es mit 5 Kilo Gewichtszunahme in 4 Tagen bezahlt.
Ein toller Abend ging zu Ende und mit einiger Spannung erwarteten wir den kommenden Tag. Als ich am Morgen in Yann`s Zimmer zärtlich von Ike mit einem „raus aus dem Bett du alter Sack!“ geweckt wurde und die Sonne meine Nase kitzelte dachte ich mir, dass dies doch sicher ein schöner Tag werden muss. Das Panorama, das uns auf der Terrasse beim Frühstück geboten wurde, kam mir vor wie aus einem der alten Heimatfilme. Strahlender Sonnenschein, grüne Berge, ein leckerer reichhaltig gedeckter Frühstückstisch, Menschen mit freundlichen Gesichtern…ja hier kann man leben! Vielleicht strahlt Yann deswegen auch immer noch etwas mehr Freude aus, als wir anderen…
Die anderen der munteren Truppe haben wir auf dem Dorfplatz getroffen. Wir wie immer pünktlich…und mussten warten. Da steht man dann als Deutscher vor einem kleinen Denkmal. 2.Weltkrieg…und guckt. Die Sonne scheint und ein altes Mütterchen kommt zu mir geschlendert und fragt mich was auf französisch, guckt mich fragend an und macht große Augen. Tja und ich verstehe kein Wort. Da lächelt die gute Frau mich an und geht weiter. Schon merkwürdig. Schade, dass ich nicht erfahren werde, was sie mich gefragt hat.
Nachdem die anderen endlich auch eingetroffen waren, geht es auf große Touri-Tour. Als erstes besuchen wir einen Freund von Yann: einen Schmied! Moppi und Rene machen einen leicht verstörten Eindruck auf der Hinfahrt. Fragen nach der letzten Nacht werden nur mürrisch beantwortet. Naja, kann aber auch am Frühstück gelegen haben…meinen die beiden…also Ike meinte, er fand unseres mehr als toll…hebt die Stimmung der beiden dann aber auch nicht wirklich an.
Der Schmied ist ein Unikat! Hätte man ihn vorher malen sollen…vielleicht hatten ihn viele von uns so getroffen. Eine Mischung aus Urgestein und lebendig gewordener Comicgestalt aus Asterix. Diesem Mann sieht man seine Lebensfreude an. Auch wenn ich kein Wort von dem was er erzählt verstehen kann, höre ich die Begeisterung, die ihn mit seiner Arbeit verbindet, heraus. Dieser Mensch liebt seinen Job und sein Leben. Ich bin begeistert. Den Gesichtern der anderen entnehme ich die gleiche Bewunderung, die auch ich zeige. Yann muß hier wie überall tapfer übersetzen. Er hat mein Mitleid dafür, aber wir machen es in Potsdam wieder gut.
Schmieden ist was für Männer wie uns! Dietmar und Moppi schwingen ein Schwert (versuchen es zumindest, leider zu schwer für die Arme) und Lutzi läst sich Handfesseln anlegen. Seine „mächtigen“ Arme würden zwar sofort aus den viel zu großen Schlaufen herausrutschen, aber ein wehleidiges Gesicht macht er trotzdem. Als Trost gelingt es ihm, eine handgeschmiedete Rose als kleines Mitbringsel für sein Frauchen einzupacken. Die lokale Presse ist vor Ort und fragt, was wie „verrückten“ Deutschen hier machen. Mal sehen, ob wir es in den Lokalteil der hiesigen Presse schaffen werden. Zum Abschied gibt es ein paar Kleinigkeiten als Dankeschön von uns: Bier aus dem schönen Land Brandenburg.
Ab ging zu einer „kleine Paddeltour“…mich macht dieses französische „klein“ etwas stutzig. Nach kurzer Fahrt wurden wir also mit Rettungsweste und Helm ausgerüstet. „kleine Paddeltour“….mit Helm? Gut Helm und Weste waren dann etwas übertrieben an Sicherheit…könnte auch dran gelegen haben das wir nicht die Wildwassertour heruntergepaddelt sind….aber dafür war ich dann mal wieder naß. Wieder fast komplett. Trotz sehr schönem Wetters bin ich also das zweite Mal in zwei Tagen naß! Paddeln war nicht für alle die richtige Wahl. Lutzi hat sich von Ike und mir etwas durch die Gegend fahren lassen, bis es ihm zu anstrengend wurde uns ständig anzutreiben. Vielleicht hatte er auch Angst, dass wir ihn ertränken, jedenfalls lies er sich absetzen und wanderte zu Fuß zurück. Moppi fand Boot-Fahren toll, sein Motor hieß Leini. Kapitän an Bord dieses „Dampfers“ war Moppi. Leini hatte anschließend Arme wie ein Gorilla von der Anstrengung, aber Moppi nörgelte trotzdem über die Fähigkeiten seines Rudersklaven. Die Kategorien der Boote ließen von Dampfer bis hin zu Schnellbooten keine Wünsche offen. Die Umgebung war toll. Urlaubsstimmung pur! Kurze Zwischensequenz war dann Baden oder Stadtbummel.
Am Abend waren wir bei Yanns Eltern zu Gast. Speziell auf meinen Wunsch war ein Froschessen geplant. Aus einem Abendessen wurde eine kulinarische Walfahrt. Die Anzahl der Gänge wollte kein Ende nehmen. Pastete, Käse, Froschschenkel, gegrillte Würstchen, Fleisch, gerillter Braten, diverse Salate, „Mousse au schokoladeeeeeeee“ Leckerstufe 12 von 10 max. erreichbaren….usw usw ich habe irgendwann aufgehört darüber nachzudenken, wie lecker jetzt alles ist und wie viel ich eigentlich schon in mich reingeschoben habe…ich dachte ich werde sowie gleich platzen. Sogar Marci bekam keine Luft mehr. Und immerhin reden wir von einem Menschen, der es für einen persönlichen Angriff hält, wenn man ihm nur einen Döner anbietet. Zwei mit Doppelfleisch sollten es doch dann wenigstens sein! Der Abend war klasse, das Essen ein Gedicht (und eine Sünde für mein Gewicht) die Stimmung war toll! Wir sagen DANKE!!!
Am Abend zogen einige noch in eine Disco. Da ich mich in die Bewegungsunfähigkeit gespeist hatte und noch ein Fass Bier auszutrinken war, blieb ich mit Moppi und Ike dort. Auch hier zeigte sich die Gastfreundschaft deutlich, denn trotz großer Müdigkeit erklärte sich Yanns Schwester bereit den „Vize“-Moppi dann noch in sein Quartier zu bringen. Wir konnten also noch weiterfeiern.
Für den nächsten Morgen war Tischtennis angesagt. Respekt für die Sporthalle. Ein Komplex mit zwei aneinander angrenzenden Sporthallen. Die orangefarbenen Bälle…kamen mir nach dem letzten Bier vom Vorabend deutlich kleiner und viel zu rund vor! Vier Mannschaften wurden zusammengestellt. Jedes Team spielte gegen jedes Team. Es ging um Fairness und Sport. Ich habe keine Ahnung, wer gewonnen hat. War aber auch nicht unbedingt die Hauptsache. Gefühlt denke ich waren Marci, Ike, Rene, Lutzi und ich das wohl stärkste Team….ganz sicher bin ich mir mit der Zusammensetzung der Namen aber nicht mehr. War aber wie gesagt auch nicht vordergründig. Einen schönen Ball spielen sie aber dort allemal.
In der Sporthalle wurden immer mehr Zuschauer begrüßt. Wie sich herausstellte, feierte der Verein sein 10-jähriges Bestehen. Glückwunsch auch von uns. Dazu lässt man sich dortzulande einiges einfallen. Natürlich ESSEN. Jeder kommt mit etwas leckerem zu Halle. Riesige Mengen Pastete, Salate usw usw… Dazu gibt’s Bier…untypisch für Frankreich...trinken die keinen Wein…doch machen Sie….den gab es nämlich auch! Alles lecker! Auf der Wiese vor der Halle waren Bierzelt und Grill aufgebaut. Eine besonders bemerkenswerte Reglung: beim Grillen essen automatisch zuerst die Kinder, dann die Erwachsenen. Es sind manchmal Kleinigkeiten, aber auch dies macht diese Menschen liebenswert! Zur Unterhaltung waren ein paar Spaßfahrräder verfügbar. Klar, dass wir die fast alle in Nutzung hatten.
Alle hatten viel Spaß. Zwischen durch dann immer wieder in Sporthalle zurück und Tischtennis. Viele, die am Vormittag nicht dabei waren, beteiligten sich an unserem Sport. Ich hatte den Eindruck, dass fast jeder aus dem Ort vorbeikam und ein paar Schläge machte. Begeisterung an unserem Sport. Auch wenn die Verständigung schwer fällt, ich glaube wir haben neue Freunde gefunden.
Für den Abend war dann auch noch Feuerwerk geplant. Nicht wegen uns! Wie Yann erklärte: Vor ein paar Jahren haben ein paar Franzosen ein Gefängnis befreit. Das feiern wir hier als Nationalfeiertag. Bei uns ist die Nummer als „Sturm auf die Bastille“ bekannt. Seine Beschreibung gefällt mir aber besser.
Feuerwerk ist in Frankreich wieder etwas „klein“. Die Jungs ballern über eine Stunde Böller in die Luft, dass man denken möchte, die spielen den Sturm jedes Jahr neu live nach. Mit der Naturkulisse: Berge im Hintergrund, Feuerwerk über einem großen See…das wirkt schon beeindruckend.
Marc und Yann besserten zum Abschluss ihre Urlaubskasse im Casino auf. So soll Urlaub sein! Kleine Karussellrundfahrt von Marci „Gay-Pod“ und mir war dann der Abschluss des Abends.
Nächsten Morgen sollte es nach Hause gehen. Ike und ich legten eine kurze Nachtschicht ein. Irgendwann auf dieser Tour muss man sich ja auch mal Zeit für einen „kleinen“ Schluck gönnen. Der Abschied von Yann und seiner Familie war nicht für immer! Danke noch einmal für diesen Urlaub!
Da wir noch Zeit hatten, ging es vor der Heimreise an einen See, das schöne Wetter nutzen. Seele baumeln lassen. Und wieder: Blauer Himmel, grüne Berge…
Nach kurzem Zwischen Stopp in Mühlhausen ging es zurück nach Basel und ab nach Deutschland.
Leider haben wir von Mühlhausen nur wenig gesehen. Ich einen McDonalds…bei dem der Gay-Lord mal wieder zeigte: nicht was in ihm steckt…sondern was er alles in sich reinstecken kann. Gut, dass ich Marci nicht immer ernähren muß. Ich bräuchte einen zweiten Job! Das Rathaus von Mühlhausen ist eine Sehenswürdigkeit. Zum Abschluss also noch etwas Kultur geatmet.
Als der Flieger dann mit nur einem Reifen in Schönefeld gelandet war (ich glaube der Pilot war die Nacht davor auf Party), waren sicher alle auch wieder froh, daheim zu sein. Es war ein wundervoller Ausflug auf unserer „Tour de France“. Alle waren sich einig, dass wir noch oft von diesen schönen Tagen erzählen werden…und eines sollte klar sein:
Fortsetzung folgt….
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